EM im Duathlon in Targu Mures – Rumänien

EM im Duathlon in Targu Mures – Rumänien

Reinhardt Engert Vize-Europameister Duathlon AK70-74M

Während sich hierzulande Veranstalter, Organisatoren Verbände und Behörden schwertun, ein Stück Normalität in den Wettkampfbetrieb einzubringen, läuft es wieder im Profisport auf internationaler Ebene. Abgesagte und verschobene Welt- und Europameisterschaften finden jetzt statt. Unter Einhaltung aller Bedingungen und Vorgaben, die notwendig sind, um Aktive, Funktionäre und Helfer vor dem Corona-Virus zu schützen, sind Athleten aus Nichtkrisengebieten startberechtigt. Im Triathlon und Duathlon dürfen neben den Profis auch die Amateure in allen Altersklassen mit dabei sein. Für diese gelten die gleichen Regeln und die gleichen Distanzen und Schwierigkeitsgrade. Einziger Unterschied ist, dass Profis und Amateure zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Blöcken starten. Für viele Athleten ein Lichtschimmer am Horizont. War es doch äußerst schwierig, sich in den letzten 20 Monaten zu motivieren und so zu trainieren, um jederzeit wieder in den Wettkampfbetrieb einzusteigen.

Reinhardt Engert vom SV Stahl Hennigsdorf e. V. wollte sich nach seinen Erfolgen im Wintertriathlon nun erstmalig auch im Duathlon (Lauf-Rad-Lauf) versuchen. Seit 20 Monaten keine brandenburgischen Landesmeisterschaften, Cup-Wertungen und Volksläufe mehr, hatte er trotzdem alleine so gut wie möglich trainiert und sich auf die Europameisterschaften im rumänischen Targu Mures in Siebenbürgen vorbereitet. Mehr als 1500 Autokilometer waren zu bewältigen, um erst mal dahin zu kommen. Auf dem Programm standen die Standard Strecke und der Sprint. Zwischendurch gab es noch den Dragula- Night- Run, der mit Stirnlampe in der Nacht in schwerem Gelände verlief.

Die EM im Standard mit 10 km laufen, 37 km Rad fahren und 5 km laufen fand komplett auf dem neu erbauten „Transilvania Motor Ring statt“ eine Rennstrecke für Motorräder und Autos, etwa vergleichbar mit dem Motodrom am Sachsenring. Frei gelegen ein einem der zahlreichen Berghänge war die Strecke sehr windanfällig. Das merkte Engert schon beim ersten Training, dass er abbrechen musste, da rabenschwarze Wolken ein Unwetter mit Blitz, Donner und Regen ankündigten. Das nur 9 kg schwere Carbon-Rad musste er schon am Absperrzaun befestigen, damit es nicht wegflog. Auch der eigentliche Renntag versprach kaum Entspannung. Der Start wurde ständig verschoben, bis es dann am Nachmittag endlich losging. An der Startlinie gab es schon das erste Problem. Der Kampfrichter, der Bekleidung, Startnummer und Chip der Zeitmessanlage nochmals kontrollierte, verbot das Tragen der CCP Kompressionsstrümpfe. Da Ausziehen aus Zeitgründen nicht mehr ging, half nur noch runterziehen bis zum Wadenansatz. Damit beim Laufen kein Problem. Der Italiener Normanno Di Gennaro legte aber so ein höllisches Tempo vor, dass der Hennigsdorfer nicht folgen konnte und sicher auf Platz zwei blieb. Die steilen Anstiege wahren äußerts Kräfte zehrend die Hitze tat ihr übriges. Nach 53:13 Minuten ging es aufs Rad, was etwas Kühlung in den schnellen Abfahrten brachte, wo Geschwindigkeiten weit über 50 km/h erreicht wurden. Aber der Starkwind in den engen kurven rüttelte gewaltig am Scheibenrad, so dass höchste Konzentration nötig war. In der 2. Runde deuteten sich Wadenkrämpfe rechts und links an. Die runtergerollten Kompressionsstrümpfe drückten schmerzhaft auf die beanspruchte Muskulatur. Wieder Hochziehen wäre die Disqualifikation. Also weiterfahren, mal rechts oder links ziehen und drücken. Ab der 4. Runde hatte sich alles wieder gelockert und es konnte wieder schneller gefahren werden. Zumal sich mit zunehmender Rundenzahl auch das Fahrverhalten immer besser wurde, da man wusste, wie die zahlreichen Kurven anzusteuern sind. Aber der Italiener hatte nochmals 6 Minuten rausgefahren, so dass Engert die letzten 5 Kilometer auf Rang 2 in Angriff nahm. Schon wieder deutete sich eine Wetterverschlechterung an. Und es dauerte nicht lange, bis die gesamte Strecke unter Wasser stand. Hagelschauer und Gewitter kamen noch hinzu und in Bächen schoss das Wasser auf der betonierten Strecke zu Tal. Engert hatte noch einen Kilometer zu kämpfen. Da kam das Safty-Car und sammelte alle Athleten, die sich noch auf der Strecke befanden, ein. Von der Rennleitung wurde angeordnet, das Rennen aus Sicherheitsgründen abzubrechen, um niemanden zu gefährden. Denn die Zeitmessanlage war inzwischen auch unter Wasser und das Zelt im Sturm weggerissen. Bei der Siegerehrung dann die große Ernüchterung. Gennaro wurde Europameister in der AK M 70-74, aber alle anderen bekamen das Prädikat „Did not Finish“, also kein Zieleinlauf. Erst nach mehrmaligem Protest und vielen Sprachschwierigkeiten gab es dann doch noch eine Änderung und Reinhardt Engert wurde Vize-Europameister in einem denkwürdigen Rennen, das er wohl nie vergessen wird.